CREDITS
Auftraggeber: Burda GmbH, MünchenAgentur: GGK Düsseldorf
Kreativdirektor: Michael Schirner
Texter: Joachim Beutler, Michael Schirner
Artdirector: Axel Hinnen, Dieter Pisculla
Nachfolgerin von Schirner Zang Institute of Art and Media ist Schirner Zang: www.schirnerzang.com
Website von Michael Schirner mit Archiv für angewandte und freie Kunst: www.michaelschirner.de
Burda beauftragte uns, eine Inserentenkampagne für BUNTE zu entwickeln.
Wir entschieden uns, keine Inserentenkampagne zu entwickeln.
Wir wollten, dass die Inserenten die Inserentenkampagne machen und forderten die besten Kreativen deutschlandweit auf, je eine Anzeigen für BUNTE zu gestalten. Die Anzeigen sollten in den Zeitschriften von Burda und in einem Buch veröffentlicht werden.
Das Ergebnis waren130 Inserentenanzeigen, gemacht von den besten.
Jede Agentur bekam ein Honorar. Und wir wurden fürs Nichtstun bezahlt.
Bündnis 90 / Die Grünen beauftragten uns mit der Entwicklung und Durchführung der Kampagnen für den Bundeswahlkampf 1998, die Landtagswahlkämpfe in Bayern, Hessen und den Europa-Wahlkampf. Ziel der Kampagnen war der Regierungswechsel.
Die Sonnenblume war immer das Zeichen für die Ökopartei. Doch um regierungsfähig zu sein, muss die Partei für alle politischen und gesellschaftlichen Themenfelder kompetent sein.
Die neuen Grünen sollen mit einem neuen, frischen Zeichen antreten.
Wir machten ein grünes, lustiges Ü, das alle anlacht, zum neuen Gesicht der Grünen. Das Ü wird auf allen Werbemitteln zum Symbol und Sympathieträger von Bündnis 90 / Die Grünen. Das Ü lässt Raum für freche, witzige, ironische Aussagen. Die reduzierte grafische Form des grünen Ü auf farbigem Grund sorgt für hohe Aufmerksamkeit.
Mit der Ü-Kampagne (Etat 4 Mio. DM) haben sich die Grünen gegen die 100 Millionen-Kampagnen von CDU und SPD durchgesetzt. Das Ü wurde zum Verkehrszeichen für den Regierungswechsel. Und die Grünen kamen mit an die Regierung.
„Die Rente ist sicher“ war der Spruch von Norbert Blüm. Folgerichtig forderte das grüne Ü: „Schickt Blüm in Rente“.
Volker Rühe war Verteidigungsminister. Folgerichtig forderte das grüne Ü: „Wegtreten, Rühe.“
Wehrpflichtigen versprach das grüne Ü: „Wähl Grün, und Du musst nicht zum Bund.“
Zum 18jährigen Geburtstag der Grünen forderte das grüne Ü: „Trau keinem über 18.“
Vom Bayerischen Staatsminister Günther Beckstein, bekannt für seine Abschiebepolitik, wusste das grüne Ü: „Beckstein würde auch Jesus abschieben.“
Auf das Wahlplakat der CDU mit einem badenden Elefanten und dem Spruch „Keep Kohl!“ konterten wir mit dem Plakat: „Der Dicke geht baden.“
Wir sollten klar machen, welchen Sinn Entwicklungshilfe hat.
Die Vorurteile in der Bevölkerung gegen Entwicklungsländer und Entwicklungshilfe sind tief verwurzelt. Wie können wir Vorurteil mit Werbung abbauen und Einstellungen zur Entwicklungshilfe ändern?
Zuerst einmal machen wir den Leser klar, was für Vorurteile es gibt. Wir zeigen drastische Bilder aus Entwicklungsländern und sprechen mit zynischen Überschriften die härtesten Vorurteile an. Im laufenden Text halten wir dagegen und stellen mit sachlichen Argumenten den Nutzen der Entwicklungshilfe für unser Land heraus.
Die Ministerin Marie Schlei ermunterte uns, die provokantesten Bilde und Texte zu veröffentlichen.
Die Leser der Anzeigen verstanden, dass das Ministerium hier nicht für Vorurteile warb, sondern dagegen. Mit dem Erfolg: Tausende bestellten die Infobroschüren, die in den Anzeigen angeboten wurden. Die Kampagne war so erfolgreich, dass sie einen Ministerwechsel überlebte. Jahre später wurde die Kampagnenidee der drastischen Abbildungen von Benetton aufgegriffen.
Alle Fotos sind Archivbilder von Presseagenturen. Bis auf die Abbildung der Potentaten im Fond ihres Wagens. Das Klischeebild gab es nicht, wir mussten es im Studio inszenieren.
„Wieso beklagen sich die Inder über Nahrungsmangel, wo doch ihre Straßen voller Ochsen und Kühe sind?“ Diese Anzeige hat zu einer Anfrage der indischen Regierung im Bundestag geführt.
„Wozu brauchen die ein Dach über dem Kopf, wo doch das ganze Jahr die Sonne scheint?“
Bei den Überschriften haben wir uns im Zynismus selbst übertroffen.
Man liest: „Sollen wir denen vielleicht Geld dafür geben, dass sie sich gegenseitig umbringen?“ und denkt: „Das darf doch nicht wahr sein?“
„Finanzieren wir den Ölscheichs mit unserem Entwicklungsgeld ihre Straßenkreuzer?“
Soweit kommt’s noch.
„Darf es vielleicht noch ein Kühlschrank oder Geschirrspüler von unserem Entwicklungsgeld sein?“ Ali, Du schaffst das.
Wir sollten den Zusammenschluss der Bayerischen Vereinsbank mit der Vereins- und Westbank bekanntmachen.
Für eine Bank kann man gut werben. Aber nicht so gut für zwei.
Weil jeder fragt: Welche nun?
Wir werben nicht für zwei Banken.
Wir lassen eine Bank die andere empfehlen. Und umgekehrt.
Dann weiß jeder, dass beide gleich gut sind. Ganz gleich, zu welcher man geht.
Mit der Unternehmenskampagne wurden beide Banken zum viergrößten Geldinstitut in Deutschland.